Archiv der Kategorie ‘Allgemeines zum Klimawandel‘

 
 

Wasserstoff ist kein Allheilmittel in der Klimakrise

In ihrer heutigen Stellungnahme warnen Expertinnen des Sachverständigenrats für Umweltfragen davor, Wasserstoff als große Lösung in der Klimakrise zu betrachten. Sie widersprichen damit den Wahlprogrammen deutscher Parteien und der europäischen Lobby der Gasindustrie.

von Katarina Huth , Annika Joeres , Giulio Rubino

Wasserstoff gilt kurz vor der Bundestagswahl in allen Parteiprogrammen als Heilsbringer in der Klimakrise: „Deutschland soll zum Wasserstoffland Nummer 1 werden”, schreibt die Union, auch die Grünen sagen, Deutschlands Führungsrolle bei Wasserstoff solle weiter ausgebaut werden, und die SPD will Deutschland bis 2030 zum Leitmarkt für Wasserstofftechnologien machen – für die klimaneutrale Erzeugung von Stahl, für CO2-arme PKWs, LKWs und den Schiffs- und Flugverkehr. Ähnlich klingen die Lobeshymnen auf den Energieträger auch bei FDP und Linken.

Heute meldet nun der Sachverständigenrat für Umweltfragen in einer Stellungnahme große Bedenken gegenüber dieser Euphorie für das Gas an: „Wasserstoff wird ein knapper und kostbarer Energieträger bleiben“, sagt die Vize-Vorsitzende des Experten-Gremiums, Claudia Kemfert. In dem 165 Seiten starken Papier, das CORRECTIV vorab vorliegt, wird klar: Bei der Nutzung des Gases sind so viele Fragen noch nicht geklärt – etwa, wo es produziert werden soll –, dass sich in der Klimakrise niemand darauf verlassen kann. „Zurzeit wird das Gas zwar sehr stark diskutiert, aber große Fragen sind ungeklärt – sowohl für grünen als auch für blauen Wasserstoff: Wo ergeben Pipelines überhaupt Sinn? Ist das wirklich ökologisch und vereinbar mit den Klimazielen?”, so die Ökonomin Kemfert.

Dreimal so viele Windräder wie bisher – nur für Wasserstoff-Autos

Link zum Artikel bei CORRECTIV

Wundermittel Wasserstoff?

Ausführliche Artikel von Götz Warnke zum Thema Wasserstoff  Veröffentlich von DGS Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V.

Link zum Teil 1

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Kommentar im Teil 3
Ja, richtig, wir brauchen Wasserstoff zur Dekarbonisierung der Industrie und als Speichermedium für Überschuss-Strom. Weniger wichtig ist H2 schon für die Wärme- und Verkehrswende – da gibt es bessere Optionen, auch wenn einige Akteure/Profiteure das anders sehen möchten. Entscheidend jedoch ist, dass es sich bei dem Wasserstoff um grünen Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien handelt – und nicht etwa um türkisen oder blauen. Denn letztere sind nur ein “Verschiebebahnhof” für CO2 und die klimapolitische Verantwortung. Doch beim für eine grüne Wasserstoff-Wirtschaft mindestens notwendigen Ausbau der Erneuerbaren Energien – ein Faktor 10-12 wäre angemessen – hat sich die Bundesregierung im vergangenen Jahrzehnt stark zurückgehalten bzw. noch stärker gebremst. Und alle Zeichen deuten darauf hin, dass die Regierungsparteien ihren Kurs sogar fortsetzen wollen. Was ist also diese Wasserstoffstrategie? Sie ist ein riesiges Wirtschaftsförderprogramm, das ganz wenig mit der Energiewende bzw. Klimaschutz zu tun hat, und ganz viel mit den Interessen der alten Energiekonzerne und ihrem zentralistischen Energiesystem (allmächtige Konzerne, abhängige “Verbraucher”). Grüner Wasserstoff dient da nur als “Mäntelchen” für den Einsatz der anderen Farben, wobei die Altmaiersche Wasserstoffstrategie eher einem trojanischen Pferd als einem potemkinschen Dorf gleicht. Wasserstoff als Wundermittel? Für die alte Energiewirtschaft in jedem Fall!

Wasserstoff für Europa soll aus der Wüste kommen

Artikel in der Zeitschrift b”Erneuerbare Energien” vom 26.11.2019

Desertec hat sein Geschäftsmodell geändert. In Zukunft liegt der Schwerpunkt nicht mehr auf Strom für Afrika, sondern auf Wasserstoff, der nach Europa geliefert werden soll.

Lange hat man nichts mehr von Desertec gehört. Was 2009 als vermeintliche Lösung der Energieversorgung Europas mit Sonnen- und Windstrom aus der Wüste gestartet ist, hat inzwischen ein neues Ziel bekommen. Denn die beteiligten Unternehmen wollen Europa nicht mehr mit Strom beliefern. Schließlich ist inzwischen klar, dass selbst im hohen Norden die Sonne oft genug scheint, so dass auch dort der Solarstrom die Netzparität erreicht hat. Da kann der zwar im Nahen Osten und Nordafrika – bekannt als MENA-Region – der Strom noch preiswerter hergestellt werden. Doch der Transport hätte angesichts der fallenden Preise sowohl für Solar- als auch für Windkraftanlagen die Bilanz verhagelt.

„Wende in der Wende“

Inzwischen haben die beteiligten Unternehmen und Organisationen das Geschäftsmodell gedreht. In Zukunft soll der üppige Wind- und Solarstrom, der in den MENA-Ländern produziert wird, in Form von Wasserstoff nach Europa – und sicherlich auch in die Welt – kommen.

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Globale Methanemissionen steigen auf Rekordhoch – Investitionen in Erdgas sind verantwortungslos

Beitrag von Joseph Fell vom 24. April 2020

Noch immer hält sich hartnäckig die Meinung, dass Erdgas eine notwendige Übergangstechnologie auf dem Weg zu 100 % Erneuerbaren Energien sei. Begründet wird dies mit den geringeren CO2-Emissionen von Erdgas beim Verbrennen in Kraftwerken oder Heizungen, im Vergleich zu Kohle oder Erdöl. Doch dabei wird oft bewusst verschwiegen oder einfach übersehen, dass in der Vorkette der Bereitstellung von Erdgas bereits hohe Methanemissionen auftreten, infolge von Leckagen bei den Bohrlöchern und Pipelines. Dabei ist Methan wesentlich klimaintensiver als CO2. Neben den genannten Erdgasleckagen sind die Massentierhaltung von Rindern, der Reisanbau und insbesondere das zunehmende Auftauen von Permafrostböden die Ursache für Methanemissionen. Laut den neuesten Daten der Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde (NOAA) der USA ist die Methankonzentration in der Atmosphäre im letzten Jahr auf ein Rekordhoch von 1875 ppb gestiegen. Aber nicht nur die Methankonzentration ist so hoch wie noch nie, sondern auch der jährliche Anstieg ist der zweithöchste innerhalb der letzten 20 Jahre.

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Fakten aus der Wissenschaft

ZU AKTUELLEN DEBATTEN RUND UM DEN KLIMAWANDEL  Berlin, 26.03.2020

Da die neuen Klimagesetze grundlegende gesellschaftliche Veränderungen nach sich ziehen – beispielsweise die Einführung des CO2-Preises im nächsten Jahr – werden derzeit wieder Zweifel an der Existenz des vom Menschen verursachten (anthropogenen) Klimawandels lauter. Die Sinnhaftigkeit emissions-freier Technologien sowie die Wissenschaftlichkeit des Weltklimarates werden bezweifelt. Doch die scheinbaren Argumente der Leugner des Klimawandels sind in der Wissenschaftswelt altbekannt und längst widerlegt. In diesem Beitrag stellen Klimaforscherinnen und -forscher in 15 wichtigen Punkten Fakten zum Klimawandel und zur Transformation in eine emissionsfreie Lebensweise klar.

Fakten aus der Wissenschaft zum Klimawandel

Wege zu einem klimaneutralen Energiesystem

Im Februar ist nun die neueste Studie aus dem Hause ISE (FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR SOLARE ENERGIESYSTEME ISE) unter dem Titel „Wege zu einem klimaneutralen Energiesystem – Die deutsche Energiewende im Kontext gesellschaftlicher Verhaltensweisen“ erschienen. Auf 66 Seiten – ergänzt durch einen 15seitigen Anhang mit Daten zum Strom-, Wärme- und Verkehrs-System –  skizziert das Papier verschiedene Pfade zur Klimaneutralität, beschreibt den jeweiligen Energiebedarf sowie die Kosten, und nimmt beim Umbau des Energiesystems auch die verschiedenen Entwicklungen gesellschaftlicher Verhaltensweisen und Einstellungen in den Blick.

Das RP-Energie-Lexikon

Dieses Energie-Lexikon erklärt in sachlich neutraler, verständlicher und praxisnaher Weise viele Grundbegriffe, Fakten und Zusammenhänge im Fachbereich Energie. Es richtet besonderes Augenmerk auf die Aspekte Energieeffizienz, Ressourcenschonung, Umweltschutz und Umwelttechnik und ist dabei allein dem Gemeinwohl verpflichtet.

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Methan, ein Megaproblem der Klimakrise

Artikel von DGS,  Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. vom 9.08.2019

Unbemerkt von der öffentlichen Diskussion vollzieht sich zurzeit in Deutschland, aber auch weltweit ein dramatischer Wandel beim Brennstoffeinsatz zur Strom- und Wärmeerzeugung. In Deutschland ist dies unter den Begriff “Fuel switch” bekannt geworden. Es ist die modernere Variante der alten Theorie vom Erdgas als der Brückentechnologie. Sie soll den Erneuerbaren Energien angeblich zum Durchbruch verhelfen. Die Erzähler dieser Geschichte sprechen nur vom Verbrennungsprozess und dessen geringeren CO2-Emissionen im Vergleich zur Kohle. Das ist eine sehr selektive Betrachtungsweise, die sich nicht damit auseinandersetzt, dass Methan, aus dem Erdgas zum allergrößten Teil besteht, nicht vom Himmel fällt, sondern einen langen Prozess der Förderung, der Reinigung und des Transports hinter sich hat, bevor es vor Ort verbrannt wird.

„Erdgas, also Methan, CH4, wird als umweltfreundlich gepriesen, weil bei seiner Verbrennung nur 0,20 kg CO2 pro kWh Heizenergie entstehen, bei Heizöl aber 0,28 und bei Kohle 0,35. Dabei wird nicht bedacht, dass bei der Förderung und Verteilung von Erdgas bis über 10 % unverbranntes Methan in die Atmosphäre gelangen. Das Methan-Molekül ist 56 mal klimawirksamer als CO2; sein CO2-Klimaäquivalent ist 56. Allerdings ist die Verweildauer von Methan in der Atmosphäre ca. 10 mal kürzer als die von CO2, aber in den 10 bis 20 Jahren, die uns noch für die Klimarettung verbleiben, ist CH4 immer noch 45 mal wirksamer als CO2, und nicht 20 mal, wie oft behauptet wird. Zu jedem Molekül CO2, das bei der Verbrennung eines CH4-Moleküls entsteht, kommen also bei 10 % Leckagen noch 45 * 10 % = 4,5 CO2-Klimaäquivalente durch das unverbrannte Methan dazu. Die Erdgaswirtschaft ist also nicht halb so Klima schädlich wie die Kohlewirtschaft (s.o.), sondern 0,5 * (1 + 4,5) = 2,75 mal Klima schädlicher.

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